Trampolin als Sport
Hier wird der Sport Trampolinturnen allgemein und verständlich vorgestellt, ohne besonderes Vorwissen vorauszusetzen. Der Schwerpunkt liegt beim Großtrampolin, auf dem in Deutschland mit Abstand am meisten geturnt wird. Zum Ende des Textes hin wird der Leser mehr und mehr an die Ausdrucksweise der Trampolin-Gesellschaft herangeführt.
Disziplinen
Die Tabelle beschreibt die international ausgetragenen Disziplinen, die im Anschluss näher beschrieben werden.
Disziplin | Abkürzung | Wettkampfarten | Gerät |
Trampolin | TRA | Einzel (im Olympia-Programm), Synchron, Mannschaft |
Großtrampolin |
Doppel-Mini | DMT | Einzel | Doppel-Mini-Trampolin |
Tumbling | TUM | Einzel | Tumbling-Bahn (gut federnd) |
Trampolinturnen (auf dem Großgerät)
Übungsablauf: Übungen auf dem Großgerät werden komplett darauf ausgeführt, d. h. jeder Sprung wird dort abgesprungen und wieder dort gelandet, ohne Abgang vom Gerät. Sie beginnen aus dem Anspringen mit dem ersten Sprung, der nicht ein einfacher Standsprung ist, und bestehen generell aus 10 zu absolvierenden Einzelsprüngen. Für das Übungsende gibt es weitere Bestimmungen: Der 10. Sprung muss auf den Füßen gelandet werden (denn es gibt auch andere Landepositionen, s. u.) und ohne Nachschwingen gestanden werden. Nach Wahl darf zwischem dem letzten Sprung und dem Abschluss im festen Stand ein nicht mehr zur Übung zählender Standsprung eingefügt werden. Abweichungen von diesem Ablauf werden mit überwiegend empfindlichen Punktabzügen sanktioniert.
Wettkampfablauf: Zu Wettkämpfen gehört eine Qualifikation, manchmal Vorrunde genannt, mit einer Pflichtübung mit vorgeschriebenen Inhalten und einer Kürübung mit frei wählbaren Inhalten. Darin qualifizieren sich die besten Teilnehmer für das Finale, das aus einer weiteren Kürübung besteht. Eine Pflichtübung kann die 10 Einzelsprünge komplett vorgeben, oder für eine bestimmte Anzahl von Einzelsprüngen Mindestanforderungen beschreiben, wie es ab einer gewissen Altersstufe üblich ist. Dann darf die Übung unter Einhaltung der Vorgaben selbst zusammengestellt werden. Für einen Sprung etwa könnte es lauten: „mindestens 630 Grad Saltodrehung in Rückwärtsrichtung und mindestens 360 Grad Schraubendrehung“.
Übungsziel: Eine Turnerin oder ein Turner soll während der 10 Sprünge dieses zeigen: „gute Sprungbeherrschung, Form, Ausführung und Gleichmäßigkeit der Sprunghöhe“ (Zitat aus den FIG-Wertungsbestimmungen). In der Praxis bedeutet dies, dass für eine hohe Punktzahl jeder Sprung mit möglichst wenig Abweichungen von der idealen Ausführung geturnt werden muss sowie eine möglichst hohe Schwierigkeit besitzt. Abweichungen von der idealen Ausführung sind z. B. eine falsche Körperhaltung (nicht ausreichend gestreckte Position, Füße nicht gestreckt, Beine offen, Beinwinkel in der Hockposition nicht korrekt), größere Sprunghöhenverluste, Springen außerhalb der Trampolinmitte, und nicht an den Sollpositionen stattfindende Salto-/Schraubeneinleitungen und -öffnungen.
Die Ausführung wird vom Kampfgericht im Vergleich zur separat bewerteten Schwierigkeit hoch gewichtet. Seit 2005 wird die Schwierigkeit auch in Pflichtübungen bewertet, zumindest bei internationalen und stellenweise auch nationalen Wettkämpfen. Um gute Noten für diese Ausführung zu erreichen, wählt ein Wettkämpfer die Einzelsprünge aus seinem Repertoire aus, die zwar möglichst schwierig sind, aber von ihm noch mit wenig Abweichungen geturnt werden können. Die machbare Schwierigkeit hängt in der Praxis tatsächlich auch von guter Ausführung ab, denn Unsicherheiten wirken sich auf die nachfolgenden Sprünge negativ aus: Nötige Korrekturen bedeuten Einbußen beim gezielten Absprung oder der Körperstabilität.
Terminologie: Offiziell kennt das Reglement die Begriffe „Pflicht“ und „Kür“ nicht. Möglicherweise sind diese Begriffe im internationalen Austausch weniger geeignet, da es mit Qualifikation und Finale zwei Küren gibt, und die Begriffe in vielerlei Sprachversionen vorkämen. Der normale Sprachgebrauch ist völlig in Ordnung und wird auch von Insidern ständig benutzt. Daneben sollte man die offiziellen Bezeichnungen kennen, da sie z. B. in Fernseheinblendungen verwendet werden.
Offizielle Bezeichnung | Gebräuchliche Bezeichnung | |
deutsch | englisch | (auch hier verwendet) |
1. Übung | 1st routine | Pflichtübung, kurz: Pflicht |
2. Übung | 2nd routine | Qualifikationskürübung; Kürübung, kurz: Kür (letztere nicht eindeutig) |
Finalübung | Final routine | Finalkürübung, kurz: Finalkür |
Synchronwettkämpfe und Spezialitäten: Bei Synchronwettkämpfen werden alle Übungen von einem festen Turnerinnen- bzw. Turnerpaar auf nebeneinander benachbart aufgestellten Geräten ausgeführt. Selbstverständlich wird das Maß der Synchronität bewertet. Es hat das gleiche Gewicht wie die Ausführung. Hinzuaddiert wird wie üblich die Schwierigkeit.
Wettbewerbe, die nicht zum regulären Programm gehören, können abweichende Regelungen vom bisher Beschriebenen treffen. Zum Beispiel gibt es Kinder-Pflichtübungen, die aus weniger als 10 Sprüngen bestehen. Auf Deutschen Turnfesten gibt es im Wahlwettkampf ein völlig anderes Wertungssystem. Dann gibt es außergewöhnliche Angebote wie Ein- und Zweisprungwettbewerbe und möglicherweise Kombinationen mit verwandten Sportarten und Show-Einlagen, die das Programm bereichern.
Vertiefende Informationen gibt es (im Moment ist ein Teil noch in Arbeit) zu den Themen
- Konkrete Sprünge, Pflichten, Maximalschwierigkeiten
- Wettkampfbestimmungen
- Internationale und nationale Wettkämpfe
- Sprungtechnik
- Verbände, die für Trampolinturnen zuständig sind
- Begriffserläuterungen
Doppel-Mini-Trampolin
Eine Übung im Doppel-Mini-Tramp besteht aus zwei Übungsteilen. Nach einem Anlauf wird zunächst auf der vorderen geneigten Aufsprungfläche gelandet. Der Aufsprung, auch Spotter genannt, wird davon abgesprungen und landet in der ebenen Absprungfläche. Der darauffolgende Abgangssprung geht in die Landefläche, die aus Matten besteht.
Insgesamt gelten für die Sprünge ähnliche Merkmale wie beim Trampolinturnen auf dem Großgerät, jedoch besitzt die Disziplin durch den Anlauf und die Vorwärtsbewegung auf dem Trampolin mit der Mattenlandung einen anderen Charakter. Für die Bewertung gelten insbesondere bei der Berechnung der Sprungschwierigkeit andere Bestimmungen, in der grob gesagt Schrauben einen höheren Stellenwert besitzen.
Tumbling
Beim Tumbling werden pro Übung über die gut federnde Bahn in schneller Folge ohne Pausen 8 Einzelsprünge ausgeführt, die mit Ausnahme des letzten Sprungs in eine Richtung gehen müssen. Der letzte Sprung muss mindestens einen Salto beinhalten. Seitwärtssaltos sind hier möglich. Um eine größere Höhe und mehr Saltos erreichen zu können, werden in die Übungen sogenannte Temposaltos eingebaut, die für eine größere Beschleunigung im folgenden Sprung sorgen.
Sprünge und Schwierigkeiten
Beim Trampolinspringen sind die Abweichungen beim Landen in Vor-Zurück-Richtung wesentlich größer als seitlich. Um die Länge des Geräts als Reserve zur Verfügung zu haben, steht man als Springer deswegen mit der Vorder- und Rückseite stets zu den kurzen Stirnseiten hin orientiert. Zusätzlich werden dort die dicksten Sicherheitsmatten auf Trampolinniveau angebracht, während an den Seiten am Boden liegende Matten ausreichen. Dies ist die Grundlage für die Entwicklung der Sprünge des Trampolinturnens, die mit Namen vorgestellt werden.
Die Sprünge dürfen nicht eigenständig auszuprobiert werden! Eine sichere Umgebung zur Ausübung bieten zuverlässig nur fachkundige Trainer, die gleichzeitig Fehlhaltungen erkennen können. Nur so werden gesundheitliche Gefahren vermieden und optimale Fortschritte gewährleistet. Übungsanleitungen finden sich hier nicht! Wer all das lernen möchte, gehe auf Trainer zu, die typischerweise innerhalb von Sportvereinen oder im Hochschulsport tätig sind. Viele nun auftauchende Fragen können hoffentlich auch beantwortet werden [mehr].
Standsprünge im Anfängerbereich
Vor dem ersten und einfachsten Sprung, nämlich dem Standsprung oder Fußsprung, wird eine sportliche Trampolinkarriere üblicherweise mit Übungen in Spielform begonnen, die zur Sicherheit Notwendiges (z. B. Bremsen) mit einschließen. Der Standsprung geht schlicht senkrecht nach oben und wird ohne besondere Bewegungen wieder auf den Füßen gelandet. Doch es stellt sich heraus, dass schon dies nicht ganz so leicht ist wie gedacht, denn Folgendes wird gefordert: Springen in der Tuchmitte — das ist in aller Regel durch ein rotes Kreuz markiert; ruhiges Springen ohne rudernde Armbewegungen; gerade Wirbelsäule durch Spannung in Rücken- und Bauchmuskulatur.
Hocksprung (Hocke): In der Mitte des Sprungs werden beide Beine kurz mit den Knien bis zur Brust angewinkelt.
Bücksprung (Bücke): In der Mitte des Sprungs werden beide Beine kurz in gestreckter Form nach vorne bis zur Waagerechten angehoben, die Arme werden ebenfalls nach vorne gestreckt, so dass sie die Beine berühren.
Grätschwinkelsprung (Grätsche): In der Mitte des Sprungs werden beide Beine kurz in gestreckter Form nach vorne und seitlich bis zur waagerechten angehoben, die Arme werden ebenfalls nach vorne und seitlich gestreckt, so dass sie die Beine berühren. Die nach vorne gestreckten Beine bilden einen möglichst großen Winkel. Dieser Sprung wird oft verkürzt als Grätsche bezeichnet, weil die Variante ohne Winkel im Trampolinturnen nicht üblich ist.
Schraube: In gestreckter Form wird um die Körperlängsachse „von Kopf bis Fuß“ rotiert. Für die Armhaltung gibt es die Varianten, sie über den Kopf nach oben zu strecken oder sie vor der Brust zu kreuzen. Die Zahl der Rotationen kann zwischen 1/2 und vielen liegen, in Schritten von jeweils 1/2 Rotation. Für die Berechnung der Schwierigkeit in Trampolin-Wettkämpfen ergeben sich 0,1 Punkte pro halber Schraube.
Landungsarten mit zugehörigen Sprüngen im Anfängerbereich
Neben der Landung auf den Füßen kommen auch andere Lagen in Frage. Mancher Zuschauer, der Trampoliner zuvor noch nie gesehen hat und nicht mit anderen als Fußlandungen rechnet, mag bei der Bauchlandung vor Sorge um das Wohl des Springers kurz zusammenzucken …
Sitzlandung und Sitzsprung: Bei der Sitzlandung sind beide Beine nach vorne ausgestreckt, die Arme stützen sich hinter dem Körper mit den Händen nach vorne gerichtet ab. Ein Sitzsprung geht vom Absprung aus den Füßen in diese Sitzposition.
Rückenlandung und Rückensprung: Bei der Rückenlandung liegt der Körper mit flachem Rücken auf dem Trampolintuch auf, wobei Beine und Arme ausgestreckt sind und weit nach oben gehalten werden. Ein Rückensprung geht vom Absprung aus den Füßen mit einer leichten Rückwärtsdrehung in diese Rückenlage. Der Sprung enthält bereits eine merkliche Rotation um die Körperquerachse „von einer Hüfte zur anderen“. Diese Drehrichtung heißt „Saltorotation“, und der eben beschriebene Sprung enthält ein Viertel einer ganzen Drehung davon, was für die Berechnung der Schwierigkeit bereits mit 0,1 Punkten honoriert wird. Eine Variante der Rückenlandung ist die Brettlandung: Hier ist der Körper von den Füßen bis zur Schulter waagerecht im Trampolintuch ausgestreckt, anstatt dass die Beine nach oben gestreckt sind. Obwohl die Lage für Wettkämpfe bedeutungslos ist, kann sie im Training nützlich sein.
Bauchlandung und Bauchsprung: Bei der Bauchlandung hat der Körper in waagerechter Bauchlage mindestens von der Brust bis zu den Knien Kontakt mit dem Trampolintuch. Insbesondere Bauchlandung/-sprung darf ohne Hilfestellung durch qualifizierte Trainer nicht geübt werden, da akut Verletzungen durch Fehler drohen! Der Bauchsprung geht vom Absprung aus den Füßen mit einer leichten Vorwärtsdrehung in diese Bauchlage. Entsprechend dem Rückensprung gibt es auch hierfür 0,1 Schwierigkeitspunkte für Saltorotation nun in die gegenseitige Richtung.
Kombination mit Schrauben
Alle Sprünge (mit Ausnahme der einfachen Hocke, Bücke und Grätsche) lassen sich mit Schraubrotationen kombinieren. Zum Beispiel ein Bauchsprung kann mit halber Schraubendrehung während der Flugphase ausgeführt werden, und das wird als „Sprung 1/2 Schraube (vom Stand) zum Bauch“ bezeichnet. Als Trampoliner-Kurzjargon bleibt davon unter Auslassung redundanter Worte nur „halbe Bauch“ übrig. Eine ganze Schraube in den Rücken heißt entsprechend „1/1 Schraube zum Rücken“ oder kurz „ganze Rücken“. Das Gleiche kann statt aus dem Stand ebenfalls aus dem Rücken abgesprungen werden: „Aus der Rückenlage 1/1 Schraube zum Rücken“, kurz wieder „Rücken ganze Rücken“. Auch wenn die Kurzbezeichnungen an Fleischereibestellungen erinnern, dreht es sich um ganz andere Dinge wie Schrauben und Landung.
Übrigens: „Stand“ ist beim Trampolin generell im Sinne der senkrechten Lage auf den Füßen beim Absprung zu verstehen. Nicht gemeint ist ein ruhiger Stand ohne Schwung — so verstanden wäre ein Doppelsalto aus „dem Stand“ kaum denkbar.
Die Schwierigkeit berechnet sich für Sprünge mit weniger als einer vollen Saltodrehung aus der Addition der Punkte für Salto- und Schraubenrotationen. Für „ganze Rücken“ mit dem Zweifachen der Einheit „1/2 Schraube“ sowie dem Einfachen der Einheit „1/4 Salto“ ergibt das:
2 * 0,1 Punkte + 1 * 0,1 Punkte = 0,3 Punkte.
Halbe und dreiviertel Salti
Sprünge mit 1/2 Saltorotation: Ist das möglich? Aus dem Stand würde das bedeuten, auf dem Kopf zu landen — sehr ungesund! Aus der Rückenlage in die Bauchlage? Klar, es gibt mit Vorwärts- und Rückwärtssaltorotation sogar zwei Wege. Die erste Variante heißt nicht überraschend im Kurzjargon „Rücken – Bauch“ und wird gewöhnlich als Vorwärtsrichtung verstanden. Die zweite Variante heißt „Muffel in den Bauch“. Der Hintergrund für den Begriff ist angeblich, dass dieser Absprung rückwärts anfangs Unbehagen und umgangssprachlich „Muffe“ hervorruft.
Weitere Möglichkeiten für 1/2 Saltorotationen sind: Vom Bauch zum Rücken meist rückwärts („Bauch – Rücken“) oder in die ungewöhnliche entgegengesetzte Richtung („Kawumm“); vom Rücken mit einer Rotation nach vorne und halber Schraube wieder in die Rückenlage (genannt „Rücken halbe Rücken“).
3/4 Salto vorwärts und rückwärts: Aus dem Stand kommt man mittels 3/4 Salto in Vorwärtsrichtung in den Rücken und in Rückwärtsrichtung in den Bauch, die Sprünge heißen „3/4 Salto vorwärts zum Rücken“ bzw. „3/4 Salto rückwärts zum Bauch“. Auch dafür kennen Trampoliner kürzere Bezeichnungen: „3/4 vorwärts“ und „3/4 rückwärts“. Verwirrend ist, dass die Zahl sich hier nun auf Saltodrehung bezieht statt wie bisher bekannt auf Schraubendrehung. Zusammen mit der Richtungsangabe (vorwärts/rückwärts) kann man einen Bezug zu Schrauben aber ausschließen, da es keinen Sinn ergeben würde. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, dass die Bruchteile 1/4 und 3/4 nur in Kombination mit Saltos vorkommen können, da es Schrauben für Trampoliner nur in Schritten von Hälften gibt. Umgekehrt ist der Bruchteil 1/2 im Zusammenhang mit Saltos selten, und in diesem Fall werden Attribute wie „vorwärts/rückwärts“ oder der Zusatz „Salto“ nie weggelassen. Die Schwierigkeit beträgt 0,3 Punkte.
Muffel: Im umgekehrten Ablauf wie beim „3/4 vorwärts“ kann man aus dem Rücken zum Stand kommen. Der Sprung wurde in der ähnlichen Variante in den Bauch eben schon vorgestellt, inklusive Hinweis zum Namen.
„1/2-Ein“: Der 3/4-Salto rückwärts aus dem Stand kann mit einer halben Schraube kombiniert werden und endet so im Rücken statt Bauch. Dieser Sprung hat im Training eine gewisse Bedeutung und heißt „1/2-Ein“, was Beides später bei Mehrfachsaltos mit Schrauben [mehr…] erläutert wird, weil es erst in diesem Zusammenhang verständlich wird.
Einfachsalti
Einfacher Salto: Es ist ein elementarer Sprung im Trampolinturnen und bedeutet, sich einmal kopfunter um sich selbst zu drehen — eine Bewegung, die uns der Alltag vorenthält und deswegen in Achterbahnen mit Looping ihren Reiz ausüben kann. Ihn zu beherrschen ist ein spürbarer Motivationsfaktor. Man gehe zunächst vom einfachen Salto aus der senkrechten Position (als „Stand“ bezeichnet) aus: Diesen kann man entweder vorwärts oder rückwärts drehen. Auch Schrauben sind möglich, was in einem späteren Abschnitt vorgestellt wird. Dazu kommt eine weitere Variationsmöglichkeit: Verschiedene Haltungen können während der Flugphase eingenommen werden, und so werden 3 unterschiedliche Sprünge daraus. Die Körperpositionen in der Luft orientieren sich an den gleichnamigen einfachen Sprüngen aus dem Stand, wie die Tabelle zeigt.
Position | Kürzel | Merkmale | Schwierigkeit für Salto |
gehockt | c | Die Beine sind angewinkelt, die Knie möglichst nahe an der Brust, die Hände fassen die Beine an den Unterschenkeln. Hinweis für Mehrfachsalti: Als Variante kann für sie auf das Anziehen der Beine zur Brust verzichtet werden, so dass sich die gewinkelten Beine unterhalb des Körpers statt davor befinden. Dies hat den Namen Puck-Position (engl. pucked) und wird für die Bewertung gleich wie die gehockte Position behandelt. | 0,5 Punkte |
gebückt | b | Die Beine sind geschlossen und nach vorne gestreckt, der Körper zu den Beinen gebeugt, die Hände fassen die Beine möglichst nahe bei den Füßen. | 0,6 Punkte |
gestreckt | a | Der Körper ist von den Füßen über die Hüfte bis zum Kopf komplett gestreckt, die Beine sind geschlossen. Die Arme liegen gerade am Rumpf des Körpers an. | 0,6 Punkte |
Beim Salto differenziert sich das Können eines Turners schon deutlich. In gestreckter Form muss gegenüber der gebückten bedeutend mehr Schwung im Absprung für die Saltodrehung erzeugt werden, was sich auch in der Schwierigkeitspunktzahl ausdrückt. Idealerweise werden Hocke und Bücke in der Kopfüberposition in einer Öffnungsbewegung zur Streckung hin aufgelöst, intern kurz „Öffnung“ genannt. Der Grund liegt zunächst darin, dass es die Wertungsbestimmungen so vorschreiben. Aber es geht eigentlich darum zu zeigen, dass man einen Salto kontrolliert beenden kann und in der Lage ist, durch frühe Orientierung exakt gesteuert im Trampolin zu landen, was eine gute Grundlage für den folgenden Übungsteil legt. Vorwärtssalti sind auf Wettkämpfen seltener zu sehen, weil die Sicht auf das Trampolin in der Landephase durch den Körper verdeckt ist und jene eben beschriebene vorteilhafte exakte Landung schwerer ist.
Barani, Rudolph, usw.: Der Barani ist ein einfacher Salto vorwärts mit halber Schraube und als solcher ebenfalls in den drei Haltungsvarianten a, b, oder c (siehe obige Tabelle) ausführbar. Rudolph (abgekürzt „Rudi“), Randolph (abgekürzt „Randi“) und Adolph enthalten in dieser Reihe jeweils eine volle Schraubenrotation mehr als der Barani. Für sie gibt es im Reglement nur die gestreckte Körperhaltung, die bei solch zahlreichen Drehungen auch die günstigste ist.
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die Salti einfach vorwärts.
Sprung | Zahl der Schrauben | Mögliche Haltungen | Schwierigkeit |
Barani | 1/2 | a (gestreckt), b (gebückt), c (gehockt) | 0,6 Punkte |
Rudolph | 1 1/2 | a (gestreckt) | 0,8 Punkte |
Randolph | 2 1/2 | a (gestreckt) | 1,0 Punkte |
Adolph | 3 1/2 | a (gestreckt) | 1,2 Punkte |
Auffällig ist, dass keine Namen für entsprechende Sprünge mit ganzer Zahl an Schrauben genannt sind. Es wurde schon erwähnt, dass ein Vorwärtssalto ohne Schrauben aufgrund der vom Körper verdeckten Sicht auf das Trampolin beim Landen eher gemieden wird. Mit Schrauben vergrößert sich das Problem durch die komplexeren Bewegungen noch, und daher sind Vorwärtssalti mit ganzer Schraubenanzahl praktisch ausgeschlossen und werden allenfalls im Training oder zur Gaudi ausgeführt. Bei halber Schraubenanzahl ist die Sicht dagegen gut, weil sich die Öffnungsbewegung zum Trampolin hin wendet.
Zur Schwierigkeitsberechnung: Es ist erkennbar, dass die Schwierigkeiten beim Rückwärtssalto von der Körperposition abhängen, beim Vorwärtssalto hingegen nicht. Zudem sind bei manchen 3 Positionen möglich, bei anderen nicht. Die Wertungsbestimmungen differenzieren im Detail. Für Saltos mit mindestens einer, aber weniger als zwei Rotationen gilt:
- Für Schraubrotationen: wie üblich 0,1 Punkte pro 1/2 Schraube
- Für die Saltomenge (ein bis weniger als 2 Salti): 0,5 Punkte + 0,1 Punkte pro zusätzlicher 1/4 Drehung
- Für die Körperposition: Unterscheidung nach a / b / c nur möglich bei keiner oder 1/2 Schraube (außer die Saltomenge beträgt mindestens 1 1/2 Drehungen). Zusätzlich 0,1 Punkte für Positionen a und b nur bei Saltos ohne Schrauben.
Schraubensalto, „Doppelschraube“, usw.: Ein Schraubensalto ist ein Salto in Rückwärtsrichtung mit ganzer Schraubendrehung. Rückwärts ergibt sich, weil es vorwärts wie beim Barani beschrieben wegen der ganzzahligen Schraubendrehung zu Sichtproblemen kommen würde. Nebenbei: Wer es dennoch tut, kann sich eines „Schraubensaltos vorwärts“ rühmen, und wer rückwärts nur mit 1/2 statt 1/1 Schraube springt, eines „Barani rückwärts“. Zurück zum Regelfall: Für die Ausführung ist wieder die für Schrauben günstige Streckhaltung nötig. Für mehr Schrauben wird jeweils um eine Drehung erhöht. Mit zwei Schrauben nennt man es „Doppelschraube“ als Kurzform von Doppelschraubensalto. Begrifflich kann es so mit einer zweifachen Standschraube verwechselt werden, was umgekehrt aber eigentlich nicht geht, denn standsprungübenden Menschen ist ein Schraubensalto so fern, dass sie die Mehrdeutigkeit nicht einmal bemerken.
Für die Übersicht sorgt wieder eine Tabelle, die kaum Neues enthält.
Sprung | Zahl der Schrauben | Mögliche Haltungen | Schwierigkeit |
Schraubensalto | 1 | a (gestreckt) | 0,7 Punkte |
Doppelschraube | 2 | a (gestreckt) | 0,9 Punkte |
Dreifachschraube | 3 | a (gestreckt) | 1,1 Punkte |
Vierfachschraube | 4 | a (gestreckt) | 1,3 Punkte |
Cody: Der Cody wird aus der Bauchlage abgesprungen, in die man hierfür typischerweise mit einem 3/4 Salto rückwärts gelangt. Es folgen weitere 1 1/4 Saltodrehungen rückwärts wieder zum Stand, die in der gehockten a-Ausführung 0,6 Schwierigkeitspunkte wert sind.
Baby-Fliffis: Der Baby-Fliffis wird aus der Rückenlage abgesprungen, die z. B. durch einen 3/4 Salto vorwärts vorbereitet wird. Er besteht aus weiteren 1 1/4 Saltodrehungen vorwärts in den Stand mit — wegen der Sicht, wer mitdenkt, ahnt es bereits — einer 1/2 Schraube auswärts am Ende. Der Name ist abgeleitet vom „großen“ Fliffis, der am Anfang um 3/4 Saltodrehungen verlängert ist (und wegen seiner höheren Schwierigkeit bisher nicht erwähnt war). Ähnlich wie bei Barani sind mehr Schrauben möglich. Statt 0,7 Schwierigkeitspunkten gibt es beim Baby-Rudi mit 1 1/2 Schrauben 0,9 Punkte und beim Baby-Randi mit 2 1/2 Schrauben 1,1 Punkte.
1 3/4 Salto vorwärts: Unter den Saltos mit mehr als 1/1 Rotation ist er recht häufig und wird sehr gerne mit dem Baby-Fliffis kombiniert, denn gleich wie der Salto 3/4 vorwärts geht er vom Stand in den Rücken. Die Schwierigkeit ist 0,8 zuzüglich möglichen 0,1 für a- oder b-Ausführung (gestreckte oder gebückte Körperhaltung).
Die Kombinationsmöglichkeiten aus den verschiedenen Saltomengen, Schraubenrotationen und Körperpositionen erlauben mehr Sprünge. Sie haben geringe Bedeutung, denn große Kreativität ist unnötig: Turnerinnen und Turner entwickeln sich von der Folge 1 3/4 vorwärts gefolgt von Baby-Fliffis zu den Doppelsalti weiter.
Wettkampfprogramm
Dies ist schematisch am übersichtlichsten dargestellt.
Wettkampf | Turnus | Disziplinen | |
Weltmeisterschaften | alle 2 Jahre | TRA (E/S/M), DMT (E/M), TUM (E/M) | |
Olympische Spiele | alle 4 Jahre | TRA (E) | |
World Games | alle 4 Jahre | TRA (S), DMT (E), TUM (E) | |
World Cup | ca. 4 mal im Jahr | TRA (E/S), TUM (E) | |
Europameisterschaften | alle 2 Jahre | TRA (E/S/M), DMT (E/M), TUM (E/M) | |
Deutsche Meisterschaften Einzel/Synchron | jährlich | TRA (E/S) | |
Deutsche Meisterschaften Doppel-Mini | jährlich | DMT (E) | |
Deutsche Mannschaftsmeisterschaften | jährlich | TRA (M) | |
1. und 2. Bundesliga | 6 Wettkampftage + Finale | TRA (M) | |
Internationale und nationale Pokal- und Jugendwettkämpfe, Landesmeisterschaften, (Turn-)Gaumeisterschaften, Internationale Deutsche Hochschulmeisterschaften, u. v. a. m. |
Erläuterung Disziplinen:
TRA – Trampolin; DMT – Doppel-Mini; TUM – Tumbling
E – Einzel; S – Synchron; M – Mannschaft